Start der Trilog-Verhandlungen über Gentechnik-Deregulierung

Am 6. Mai begin­nen die abschließen­den Ver­hand­lun­gen über die Dereg­ulierung von Pflanzen, die mit neuen gen­tech­nis­chen Ver­fahren wie CRISPR/Cas hergestellt wur­den. Im soge­nan­nten Trilog müssen sich das Europäis­che Par­la­ment, der Min­is­ter­rat und die Europäis­che Kom­mis­sion auf eine gemein­same Ver­sion der vorgeschla­ge­nen Verord­nung über Pflanzen aus neuer Gen­tech­nik (NGT) eini­gen.

Die vorgeschla­gene Verord­nung zielt darauf ab, beste­hende Aufla­gen wie Risikobe­w­er­tung, die Ver­braucherkennze­ich­nung und Rück­ver­fol­gbarkeit meis­ten dieser gen­tech­nisch verän­derten Pflanzen abzuschaf­fen. Die Trilog-Ver­hand­lun­gen kön­nen begin­nen, nach­dem das Europäis­che Par­la­ment und der Min­is­ter­rat ihre jew­eili­gen Posi­tio­nen fest­gelegt haben.

Jes­si­ca Polfjärd (EVP, Schwe­den) ver­tritt das Europäis­che Par­la­ment bei den Ver­hand­lun­gen. Das vorige Par­la­ment stimmte am 7. Feb­ru­ar 2024 über seine Änderungsvorschläge ab und schloss seine erste Lesung im April 2024. Am 8. April 2025, fast ein Jahr später, beauf­tragte der neue Umweltauss­chuss des Par­la­ments die schwedis­che Abge­ord­nete, „in interin­sti­tu­tionelle Ver­hand­lun­gen einzutreten“. Am Tag zuvor hat­ten Umwelt- und Wirtschaftsver­bände vor dem Europäis­chen Par­la­ment in Brüs­sel protestiert.

Der pol­nis­che Ratsvor­sitz, ange­führt von Land­wirtschaftsmin­is­ter Czes­law Siekier­s­ki, wird im Namen des Min­is­ter­rats ver­han­deln. Am 14. März 2025 einigten sich die stel­lvertre­tenden Botschafter bei der EU mit knap­per Mehrheit auf einen Kom­pro­missvorschlag der Polen. Neun­zehn EU-Län­der unter­stützten den Text, sechs Län­der lehn­ten ihn ab (Öster­re­ich, Kroa­t­ien, Ungarn, Rumänien, Slowakei und Slowe­nien). Deutsch­land und Bul­gar­ien enthiel­ten sich der Stimme.

Die wichtig­sten Knack­punk­te der Ver­hand­lun­gen dürften die Ver­braucherkennze­ich­nung und Rück­ver­fol­gbarkeit von NGT-Pro­duk­ten sein, sowie das Ver­bot von Paten­ten. Bei­de wur­den vom Par­la­ment beschlossen, doch Kom­mis­sion und Rat unter­stützen diese Vorschläge nicht. Tschechien, Däne­mark, Finn­land, die Nieder­lande und Schwe­den haben sich sog­ar öffentlich gegen eine Kennze­ich­nung von Pro­duk­ten aus­ge­sprochen. Und das, obwohl die meis­ten Ver­brauch­er — auch die Befür­worter der Gen­tech­nik — eine ein­deutige Kennze­ich­nung von Gen­tech­nik-Pro­duk­ten wün­schen, und Ver­braucherver­bände immer wieder eine solche Kennze­ich­nung gefordert haben (z. B. in Frankre­ich und Deutsch­land). Däne­mark wird ab Juli 2025 den rotieren­den Ratsvor­sitz der EU übernehmen.

In Bezug auf Patente erk­lärte der pol­nis­che EU-Vor­sitz, dass die NGT-Geset­zge­bung nicht der richtige Ort sei, um diese Frage zu klären. Doch ist es unwahrschein­lich, dass Beschränkun­gen für Patente zu einem späteren Zeit­punkt einge­führt wer­den. Die Kom­mis­sion ist in dieser Frage beson­ders zurück­hal­tend.

Geg­n­er der Gen­tech­nik-Dereg­ulierung, darunter auch Save Our Seeds, war­nen davor, dass das vorgeschla­gene Gesetz zu einem Anstieg von paten­tiertem Saatgut führen kön­nte. Dies kön­nte den Ein­fluss, den eine Hand­voll Saatgutun­ternehmen auf Land­wirte und kleine Züchter haben, weit­er ver­stärken. Von der Indus­trie selb­st organ­isierte Lizen­zierungsplat­tfor­men reichen nicht aus, um diesen neg­a­tiv­en Auswirkun­gen ent­ge­gen­zutreten. 

Nach Abschluss der Trilog-Ver­hand­lun­gen müssen Par­la­ment und Rat noch ein­mal über den endgülti­gen Text abstim­men.

Save Our Seeds fordert die Mit­glieder des EU- Par­la­ments dazu auf, ihre Forderung nach Kennze­ich­nung und Rück­ver­fol­gbarkeit von Gen­tech­nik-Pro­duk­ten in den anste­hen­den Ver­hand­lun­gen durchzuset­zen. Nur so kann sichergestellt wer­den, dass Unternehmen und Ver­brauch­er Gen­tech­nik-Lebens­mit­tel auch weit­er­hin mei­den kön­nen, und dass gen­tech­nisch verän­derte Pflanzen zurück­gerufen wer­den kön­nen, falls etwas schief geht. Save Our Seeds fordert die Abge­ord­neten weit­er­hin auf, Patente auf Saatgut zu ver­hin­dern.

Wir laden Sie ein, Ihre nationalen EU-Par­la­men­tari­er anzuschreiben, um Ihr Recht auf gen­tech­nikfreies Essen und Land­wirtschaft einzu­fordern. Nehmen Sie gern an unser­er E‑Mail-Aktion teil.

Mehr Infor­ma­tio­nen hierzu beim Infor­ma­tions­di­enst Gen­tech­nik

Bild: © Friends of the Earth Europe – Gen­tech­nik-Demo am 7. April 2025 in Brüs­sel

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