Save Our Seeds

Saatgut ist die Grundlage unserer Ernährung. Es steht am Anfang und am Ende eines Pflanzenlebens. Die Vielfalt und freie Zugänglichkeit dieses Menschheitserbes zu erhalten, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist die Aufgabe von Save Our Seeds.

Foto: Weizenkorn Triticum Karamyschevii Schwamlicum fotografiert von Ursula Schulz-Dornburg im Vavilov Institut zu St.Petersburg

2016

Januar: Alle Jahre wieder begrüßen wir Tausende zur „Wir haben es satt!“ Demonstration in Berlin. So viele wie im letzten Jahr sind 2016 leider nicht gekommen. Aber dennoch ist die Demo die wichtigste Nachricht zur Grünen Woche, auch dank einer kleinen Gegendemonstration des Bauernverbandes. Wir organisieren wieder den Auftritt der internationalen Kolleginnen und Kollegen aus 10 Ländern bei der Abschlusskundgebung und danach den „Soup’n talk“ Marathon mit 30 Fünf-Minuten-Beiträgen rund ums Essen und die Landwirtschaft: vom Kampf der pestizidgeschädigten Bauern in Frankreich über Agroforstprojekte in Bayern und das internationale Monsanto-Tribunal, den Bergwiesenhof in Detmold bis zu unseren Freunden vom 15th Garden in Syrien. Sie alle machen Mut und geben Hoffnung für das neue Jahr. Auf dem Messegelände der Grünen Woche haben wir einen Auftritt bei den Berliner Kleingartenfreunden.

Die Vollversammlung unseres europäischen Agrarbündnisses ARC2020 beschließt, sich von einem Netzwerk zu einem „Think-Tank“ zu mausern, der zu Agrarökologie und der EU-Agrarreform im Jahre 2020 ar­beitet. Wir müssen dicke Bretter bohren, damit uns das nächste Mal tatsächlich ein Durchbruch gelingt.

Februar: Pünktlich zur Biofach in Nürnberg veröffentlichen wir eine Denkschrift, an der wir zusammen mit unseren Kolleg*innen in Bochum lange gedacht und gefeilt haben. Es geht um die Zukunft der Biobewegung. Unter dem unglücklichen Titel „bio 3.0“ diskutieren die Bioverbände darüber, wie der Anteil von Bio an der globalen Landwirtschaft wachsen kann und welche Technologien aber auch ökonomischen Schritte dafür nötig sind. Wir vertreten die Meinung, dass Bio sich nicht an den klassischen Wachstumsprinzipien des Industriezeitalters orientieren kann, ohne dabei seine Seele zu verlieren - und damit sein wichtigstes Pfund: den Zusammenhalt von Produzent*innen und Verbraucher*innen. Wir fordern auch, einen Produktivitätsbegriff, der alle „Produkte“ von Bio einbezieht und warnen davor, sich gegen nicht zertifizierte Formen der Agrarökologie abzugrenzen. Wir schicken Ihnen die Streitschrift gerne zu. Eine Zusammenfassung finden Sie auch im Kritischen Agrarbericht 2017.

März: Nach 14 Jahren im Dienste von „Save Our Seeds“ darf Büroleiter Benedikt Haerlin sich für eine kleine Auszeit bis August zurückziehen.

April: In der Museumsbrotbäckerei von Märkisch Landbrot tobt der Nachwuchs! Es wird Lupinenbrot gebacken und Seedballs werden zum Auftakt der Saison zusammengemanscht - mit reichlich samenfestem Saatgut und natürlich unserem gentechnikfreien Bantam-Mais.

Mai: Am 8. Mai ist es so-weit: Unser neuer 2000m² Weltacker in Berlin-Marzahn wird eröffnet. Noch ist alles eine Baustelle. Denn erst 2017 wird hier die Internationale Gartenausstellung, IGA, ihre Pforten für Millionen Besucher*innen öffnen. Dieses Jahr werden schon mal alle Veranstaltungen und exotischen Ackerfrüchte ausprobiert.

Juni: Der Bantam-Zwerg schlägt wieder zu: Gentechnikfrei seit 1902 wird samenfester Bantam-Mais auch dieses Jahr in tausenden Gärten angepflanzt als Zeichen ge­gen Gentechnik und Abhängigkeit von Hybriden. Volker Gehrmann, der das Projekt seit 2009 betreute, strebt nach der 7. Aussaat neuen Ufern zu. Den Zwerg hat er in seinem letzten Jahr endlich noch verheiratet.

Auf der 16. Konferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung stellt nicht nur Angela Merkel den Nachhaltigkeitsplan der Bundesregierung vor, sondern auch Luise Körner das Konzept des 2000m² Weltackers. Welche der beiden Damen mehr Applaus bekam, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Auf dem „Wir haben es satt“ Kongress im Oktober ist Luise mit der gleichen Präsentation ohne derartige Konkurrenz.

August: Wachwechsel auch beim Informationsdienst Gentechnik. Daniel Hertwig (der linke SOS-Bannerträger auf Seite 1) wechselt vom Infodienst nach vier sehr erfolgreichen Jahren zu den Nürnberger Nachrichten. Vera Fischer übernimmt das Ruder. Die gelernte Tageszeitungs-Journalistin hat NGOs fortgebildet und kirchliche Pressearbeit ko­ordiniert. Jetzt ist sie dabei,  Deutschlands führende Gentechnik-Bericht­er­statterin und Blog­­gerin zu werden.

Reisanbau in Marzahn, eine Premiere. Das wichtigste Nahrungsmittel der Welt darf auf dem Weltacker nicht fehlen. Hier gräbt eine Wissenschaftlerin der TU Berlin eines der Messgeräte aus, das seit Frühjahr den Stickstoff-Fluss auf unserem Acker misst, um Daten zum Anbau auszulesen.

Oktober: „Endlich!“ hatten wir vor einem Jahr an dieser Stelle voreilig geschrieben: Die Umsetzung der Gentechnik-Richtlinie der EU, die nationale Anbauverbote für GVOs regelt und an der wir seit 2010 arbeiten, sei auf gutem Wege. Irrtum! Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) hatte zunächst monatelang geblockt und nun ein regelrechtes „Verbotsverhinderungsgesetz“ vorgelegt. Die Gentechnik-Lobby hat in dem vom Kabinett angenommenen Entwurf durchgesetzt, dass sechs verschiedene Minister ein Vetorecht haben, 2/3 der Länder das Verbot verlangen und 16 mal die ganze Arbeit machen müssen. Zudem soll ein obskures „Innovationsprinzip“ bei der Bewertung neuer Gentechniken eingeführt werden. Wir sind entsetzt und auf den Barrikaden. Bitte hel­fen Sie uns und fragen Sie bei Ihren Abgeordneten nach. Alle wollen doch das Anbauverbot. Wieso macht es Herr Schmidt praktisch unmöglich?

November: Vom Weltagrarberichts-Partner Hans Herren über Technoclub-Chef Dimitri Hegemann, Sarah Wiener, Anton Hofreiter, Ursula Hudson, Barbara Unmüßig, Thomas Jorberg, Georg Janßen, Valentin Thurn und Renate Künast bis zum Team der Höhenberger Bio-Kiste und Heléne und Robert: Alle haben eine Ackerpatenschaft zwischen 1 und 100 m² auf unserem Weltacker übernommen. 800 m² sind „verpatet“. Fehlen noch 1200 m². Sie sind uns herzlich willkommen!

Dezember: Veranstaltungsmarathon zum Jahresende! Ein Streitgespräch mit dem Leiter der Politikabteilung von Bayer über Welternährung und Baysanto beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, ein Vortrag bei der Deutschen Gesellschaft für Bodenkunde zum Tag des Bodens (Der Boden des Jahres heißt Hortisol, der Gartenboden), Moderation einer Konferenz über die Konzentration von Ackerland, vulgo landgrabbing, im Europäischen Parlament und ein Streitgespräch mit Urs Niggli vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau über die Zukunft des Biolandbaus (mit Gentechnik?) an der Uni Halle… dann ist es aber auch mal gut! Noch nicht ganz. Bei der CBD, der Konvention für Biologische Vielfalt in Mexiko, wollen wir mit einer globalen Koalition ein  Moratorium für „Gene Drive“ durchsetzen – eine offensive gentechnische Manipulation der Natur samt gezielter Ausrottung unliebsamer Arten mit Hilfe des neuen CRISPR-Cas-Verfahrens. Umweltministerin Hendricks versprach Unterstützung.

 

 

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