Save Our Seeds

Saatgut ist die Grundlage unserer Ernährung. Es steht am Anfang und am Ende eines Pflanzenlebens. Die Vielfalt und freie Zugänglichkeit dieses Menschheitserbes zu erhalten, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist die Aufgabe von Save Our Seeds.

Foto: Weizenkorn Triticum Karamyschevii Schwamlicum fotografiert von Ursula Schulz-Dornburg im Vavilov Institut zu St.Petersburg

2015

Januar: "Wir haben es satt!" 50.000 Menschen demon­strieren für eine neue Agrar- und Ernährungspolitik, mehr als je zuvor! Wir sind bewegt, genau wie die internationalen Kolleginnen und Kollegen aus 10 Ländern, die wir auf die Bühne bitten. Auch unsere traditionelle „Soup’n'Talk“-Runde danach ist beeindruckend: Per Skype berichten live aus Kobane in Syrien Freunde vom Projekt „the 15th Garden“ – eines von 30 Mut-Projekten, die sich vorstellen.

Februar: Auf unserer Good Food Good Farming Conference in Brüssel beraten 250 Aktive des EU-Agrarbünd­nis­ses ARC2020, wie es nach dem traurigen Ende der Agrar-Reform weiter geht. Der neue EU-Agrarkommissar Hogan und das Europäische Parlament machen wenig Hof­fnung auf neue Impulse aus Brüssel. „Zurück über Los“ also, wir müssen in Kommunen, lokalen, regionalen und nationalen Bündnissen frische Konzepte und neuen Druck von unten aufbauen.

Danach geht es weiter zur Biofach in Nürnberg, wo SOS, Infodienst Gentechnik und Bantam-Mais sich präsentieren.

Cibus zum Ersten: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erklärt kurzerhand, eine neue Technologie der DNA-Manipulation (Oligonukleotid-Technik) sei gar keine Gentechnik. Der herbizidresistente Raps der Firma Cibus könne deshalb ohne Anmeldung und Prüfung freigesetzt werden. Zusammen mit anderen Organisationen unseres „Runden Tisch Gentechnik“ protestieren wir und legen formal Widerspruch ein.

März: Jetzt ist der Erfolg amtlich - die EU-Kommission zieht den Entwurf ihrer Saatgutverordnung endgültig zurück! Danke an alle, die unsere Kampagne "Freiheit für die Vielfalt" für freien Saagut-Austausch und Nachbau unterstützen!

Die Aktion Bantam Mais bäckt Süßlupinenbrote in der Museumsbäckerei Pankow. Der Zwerg, der unseren Aufstand in Deutschlands Gärten gegen die Gentechnik anführt, bekommt eine dicke, rote Jubiläumsschleife zu seinem 10. Saisonauftakt umgebunden. Ob Mais, Lupine, Frei­landtomate, Kürbis oder blauer Lein – alle sind sie samenfest und keine Hybride. 2016 wird der Zwerg wohl heiraten.

Bundesweites Gentechnik-Verbot statt Klein­staaterei! 323.536 Unterschriften übergibt SOS mit Campact für ein bundesweit und nicht nach Ländern geregeltes Gentechnik-Anbauverbot an Staatssekretär Jochen Flasbarth (rechts) vom Bundesumweltministerium. Er sagt Unterstützung zu.

April: Saisoneröffnung auf unserem kleinen Welt­acker an der Havel. Freunde des 2000m2 Projektes und Span­dauer Lokalprominenz sind dabei. Dieses Jahr beweisen wir: Auch auf märkischem Sand und trotz mancher Widrigkeit (Hitze, Fehler, Hunde, Timing) kann von 2000m2, der Ackerfläche, die weltweit jedem Menschen zur Verfügung steht, mehr als nur ein Mensch gut und gesund ernährt werden. Besuch bekommen wir u.a. von „Brot für die Welt“, hunderten Schülerinnen, You­tu­be-Gartenguru Ralf Rösler, ägyptischen Studenten, Slow Food und vielen weiteren Interessierten.

Mai: Da sind wir schon mal ein bisschen stolz, als über 400 Menschen aus 60 Nationen sich zum zehnjährigen Jubiläum unserer Europäischen Konferenz gentechnikfreier Regionen in Berlin einfinden. Gastgeber sind Nordrhein-Westfalen, das die Präsidentschaft des auf über 60 Regionen der EU angewachsenen Regierungsnetzwerks inne hat, Thüringen und Hessen. Neben den NGOs und Regierungen ist mit „Donausoja“ auch die gentechnikfreie Wirtschaft beteiligt. Die gemeinsame Berliner Erklärung fordert eine neue Eiweißstrategie für Europa, Saatgutreinheit, GVO-Anbauverbote, Vorsorge bei neuen Tech­niken und keine Kompromisse bei ttip. Wer hätte sich das 2005 bei unserer ersten Konferenz träumen lassen? Stark vertreten sind diesmal Afrika, Japan, Amerika, und die Ukraine. Gegen Agrarminister Schmidts Vorschlag, Anbauverbote auf die Länder abzuschieben, entwerfen die Bundesländer einen Gesetzentwurf für ein einheitliches nationales Verbot.

Cibus zum Zweiten: Zusammen mit 25 Organisationen for­dern wir von Agrarminister Christian Schmidt „Kein Freifahrschein für neue Gentechnikverfahren“ – nicht in Deutschland, nicht in der EU und auch nicht bei ttip. Zehntausende unterschreiben unseren offenen Brief.

Sein Buch „First the Seed“ ist das Standardwerk der po­li­tischen Ökonomie des Sa­at­gutes. Jetzt arbeitet Prof. Jack Kloppenburg in Wisconsin, USA an der Open Source Seed Initiative (OSSI). 2000m2 richtet ihm ein „Dinner for One“ in der Markthalle IX aus. Tags darauf geht es weiter mit der internationalen Kon­fe­renz „Saat Macht Satt“. Die Organisation übernehmen die Rosa-Luxemburg-Stiftung und das Forum Umwelt und Entwicklung. SOS konzentriert sich auf die inhaltliche Gestaltung: Was ist eine global gerechte und respektvolle Saatgutpolitik im 21. Jahrhundert? Wie können wir gegen Monsanto, Syngenta, Bayer und DuPont Souveränität und freien Austausch verteidigen?

Juni: Benedikt Haerlin beteiligt sich in Costa Rica an der Gründung von „Regeneration International“, einem globalen, agrarökologischen Verein von Landwirten, Wissenschaftlern und Aktivisten. Ihr Ziel ist die Regeneration fruchtbaren Bodens durch Kohlenstoffspeicherung und Humus­aufbau, aber auch der landwirtschaftlichen Kreisläufe und Kultur im weiteren Sinne. Im September präsentierten wir den Regeneration-Vordenker, Professor Tim Lasalle, auf Veranstaltungen in Berlin.

Juli: Cibus zum Dritten: Nachdem das BVL unseren Einspruch abgelehnt hat, reichen wir eine Klage ein, die verhindert, dass Tatsachen geschaffen werden. Die EU-Kom­mis­sion warnt in einem Schreiben ausdrücklich vor einer unabgestimmten Zulassung. Auf ihre Bewertung dieser und anderer neuer Gentechniken wartet Europa auch zum Ende Jahres noch vergeblich.

September: 193 Nationen ver­abschieden 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die weit über die sogenannten Millennium Goals hinausgehen. 7 Jahre nach Verabschiedung des Weltagrarberichts tra­gen dessen Forderungen nun auch auf UN-Ebene Früchte. Wir begleiten den Prozess auf unseren Webseiten und würdigen die Sustai­nable Development Goals in der neuen englischen Broschüre.

Eine neue Ära beginnt: Der Informationsdienst Gentechnik wird „wischbar“, sprich auf Smartphone und Tablet bequem zu lesen. Wir freuen uns und kennen nun eine Reihe technischer Tücken, die nichts mit DNA zu tun haben. Nicht nur technisch, auch inhaltlich kommen wir der Millenniumsgeneration entgegen. Zum Schul­beginn bringt der Infodienst neue Unterrichtsmaterialien zur Agrogentechnik heraus.

Oktober: Ein Er­nte­dank-Brunch auf dem Weltacker be­endet die dies­jährige Saison und unsere Zeit an der Havel. 2016 liegen die 2000m2 dann am Ufer der Wuhle in Marzahn bei den dortigen „Gärten der Welt“. 2017 ist der Weltacker dort dann Teil der Internationalen Gartenausstellung Berlin.

November: Endlich! Die Bundesregierung leitet den Gesetzentwurf des Bundesrates zum „opt-out“ an den Bundestag zur Beschlussfassung weiter. Eine fast endlose Geschichte, mit der wir uns seit 2010 zunächst auf europäischer zuletzt auf deutscher Bundes- und Länderebene befassten, neigt sich ihrem Ende zu. Der Anbau von Gentechnik-Pflanzen kann künftig auch dann verboten werden, wenn die EU ihn zugelassen hat. Von dieser Ausstiegsmöglichkeit haben mittlerweile bereits die meisten EU-Staaten (auch Deutschland) Gebrauch gemacht.

Zum Auftakt der Klimaverhandlungen in Paris veröffentlichen wir mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft eine Studie des spanischen Ag­rar­­wis­sen­schaft­lers Íñigo Álvarez de Toledo zu Regenerativer Landwirtschaft. Nicht nur theoretisch, sondern mit einer Vielzahl konkreter Beispiele belegt er: Landwirtschaft kann und muss bei der Eindämmung des Klimawandels eine Schlüsserolle spielen: Nicht durch „Climate Smart Agriculture“ im Sinne der Düngemittelindustrie, sondern durch systematischen Humusaufbau kleiner, biologischer und bäuerlicher Betriebe.

Dezember: Nicht nur Paris, auch Osnabrück ist eine Reise wert. Das 2000m2 Projekt wird am 8.12. mit einem Preis des Wettbewerbs „BodenWertSchätzen“ des Rats für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet.


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