EU Umweltminister gegen Gentechnik-Deregulierung

Die geplante Dereg­ulierung von Pro­duk­ten einiger neuer Gen­tech­nikmeth­o­d­en (CRISPR-Cas u.a.), die von der EU Kom­mis­sion für Anfang Juni angekündigt wurde, stößt jet­zt auch im Min­is­ter­rat der EU auf Gegen­wind. Während die EU Kom­mis­sion den Vorschlag dem Agrarmin­is­ter­rat unter­bre­it­en will, wurde auf dem Umwelt­min­is­ter­rat am 16. März mas­sive Kri­tik am Vorge­hen und an den wis­senschaftlichen Grun­dan­nah­men der EU-Kom­mis­sion laut.

Öster­re­ichs Kli­ma- und Umwelt­min­is­terin Leono­ra Gewessler (links) hat­te in einem Memo an die Ratsmit­glieder die bish­erige wis­senschaftliche Vor­bere­itung und die Beteili­gung der Mit­gliedsstaat­en scharf kri­tisiert. “Die Fol­gen­ab­schätzung erfol­gte haupt­säch­lich anhand eines Frage­bo­gens, der weit­ge­hend auf Erwartun­gen, Annah­men und sug­ges­tiv­en Szenar­ien beruhte anstatt auf Dat­en und wis­senschaftlich fundierten Meth­o­d­en,” heißt es da. Sechs Mit­gliedsstaat­en unter­stützten den Vorstoss, Deutsch­land äusserte sich ver­hal­ten kri­tisch, vier Staat­en stell­ten sich hin­ter die EU Kom­mis­sion. 

“Wir fordern die Europäis­che Kom­mis­sion daher auf, eine umfassende Umwelt- und Gesund­heit­srisiko­prü­fung vorzuse­hen, wie sie für GVOs existiert, und ihren Geset­zesvorschlag nicht auf ein vages und noch nicht aus­re­ichend aus­gear­beit­etes Konzept zu stützen,” fährt das öster­re­ichis­che Umwelt­min­is­teri­um in dem Papi­er fort. In dem Papi­er wird der Rat­spräsi­dent nun zur Ein­rich­tung ein­er ad hoc Arbeits­gruppe aus zuständi­gen Umwelt‑, Gesund­heits- und Land­wirtschafts­be­hör­den der Län­der aufge­fordert.

Die Vertreterin Deutsch­lands begrüßte eine bre­ite Debat­te und betonte, dass ihr ein gesellschaftlich akzep­tiert­er Umgang mit den neuen Tech­niken samt Vor­sorge, Wahl­frei­heit und Koex­is­tenz ver­schieden­er Anbausys­teme wichtig sei, ohne sich direkt hin­ter die Forderun­gen Öster­re­ichs zu stellen.

„Die öster­re­ichis­che Hal­tung ist klar: Auch für die neuen gen­tech­nis­chen Ver­fahren müssen die drei Grundpfeil­er Vor­sorgeprinzip, wis­senschaftliche Risikobe­w­er­tung und Kennze­ich­nungspflicht gel­ten,“, schreibt Umwelt­min­is­terin Leonore Gewessler in ein­er Pressemit­teilung. „Neue Ver­fahren zur Gen­tech­nik durch die Hin­tertür sind für uns nicht akzept­abel. Die Konsument:innen haben das Recht zu wis­sen, was auf ihren Tellern lan­det“.

Eine Mehrheit der Mit­gliedsstaat­en meldete sich in der Debat­te, die nur kurz unter “Son­stiges” geführt wurde, nicht zu Wort. Der Umweltkom­mis­sar Vir­gini­jus Sinke­vi­cius vertei­digte das Vorge­hen und die Fol­gen­ab­schätzung sein­er Kol­le­gin, der Gesund­heit­skom­mis­sarin Stel­la Kyr­i­akides.

Bild © Euro­pean Union

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