Danke, Susann Haltermann

Am 8. Dezem­ber ist Susann Hal­ter­mann gestor­ben. Wir trauern um eine Mit­stre­i­t­erin, eine Fre­undin und eine Förderin, der nicht nur „Save Our Seeds“, son­dern unsere gesamte gen­tech­nikkri­tis­che Bewe­gung in Deutsch­land und Europa sehr, sehr viel ver­dankt.

Als Susann zum ersten Mal in unserem Büro in Berlin auf­tauchte, freute sich Simone, unsere dama­lige Redak­teurin des „Infor­ma­tions­di­enst Gen­tech­nik“ schon auf den Besuch. „Don‘t call us, we call you“ war das Prinzip von Susanns neuge­grün­de­ter Stiftung GEKKO (für Gen­tech­nik kon­trol­lieren). Sie hat­te angerufen! Von solchen Besuchen träu­men kleine NGOs mit knap­per Kasse. Als Simone sich hin­ter ihrem Schreibtisch zu voller Höhe erhob erkan­nten zwei Hochgewach­sene einan­der auf den ersten Blick. Gestal­ten ab 1,90 Meter verbindet etwas. Im Laufe des Gesprächs stellte sich her­aus, dass sie noch vieles mehr ver­band.

Seit jen­em Besuch vor 15 Jahren war Susann Hal­ter­mann eine ständi­ge, inten­sive Mitar­bei­t­erin des Bil­dungsportals “Schule und Gen­tech­nik“, das Susann als ehe­ma­lige Lehrerin ini­ti­ierte und dem sie eine ganz beson­dere Beziehung entwick­elte.

„Save Our Seeds“ ver­dankt Susann unter anderem die Unter­stützung der vie­len Kon­feren­zen Gen­tech­nikfreier Regio­nen Europas und unser­er Kam­pagne „Stop Gene Dri­ves“. Weil es ihr neben der „Sache“ auch immer um die Men­schen ging, ver­danken wir Ihr zudem auch Fort­bil­dun­gen für Cam­paigner­in­nen und andere For­men ihrer kör­per­lichen und seel­is­chen Ertüch­ti­gung. Für Susann war auch das ein Teil der ganzheitlichen Resilienz von Aktivistin­nen, die ihr am Herzen lag.

Mich hat bei gemein­samen Sitzun­gen und Diskus­sio­nen beson­ders beein­druckt, wie es Susann stets gelang, Dinge voranzutreiben, Opti­mis­mus und Selb­stver­trauen zu ver­mit­teln, ohne dabei je selb­st im Mit­telpunkt zu ste­hen. Sie war mit Begeis­terung, zuweilen auch mal mit Ent­täuschung dabei. Eine echte Überzeu­gungs-Stifterin, die sich ganz bewusst auf ein The­ma spezial­isiert hat­te, in dem sie sich auskan­nte und wirk­lich etwas zu bewirken gedachte; je länger, desto kom­pe­ten­ter. Das Geld, das sie mit Augen­maß und Diskre­tion Pro­jek­ten zur Ver­fü­gung stellte, stand dabei nicht im Vorder­grund, geschweige denn im Wege. Es hat ger­ade deshalb vieles möglich gemacht.

Die einzige Extrav­a­ganz, zu der Susann nach mein­er Beobach­tung fähig war, betraf Mag­gie, ihre „Hundedame“, wie sie sie nan­nte. Wenn die auf ein­er Kon­ferenz kein Plätzchen fand, dann kon­nte sie auch mal absagen, wie „echt wichtig“ das The­ma auch sein mochte. Und als Mag­gie in die Jahre kam, wur­den die Tre­f­fen in unserem Büro so ter­miniert, dass der Haus­meis­ter sie mit dem Men­schen nicht zugänglichen Las­te­naufzug in den vierten Stock brin­gen kon­nte.

Der forsche und ermuti­gende Blick direkt in die Augen, die fre­undliche Nach­frage und Inspi­ra­tion, eine „hands on“ Stifterin, der man alles offen sagen kon­nte und nichts erk­lären musste, die sol­i­darische Per­son und ihre im besten Sinne hanseatis­che Zurück­hal­tung, die sie zu einem Fels in der Gen­tech­nik-Bran­dung machte, wer­den uns fehlen.

Danke für all das, Susann!

Ben­ny Haer­lin

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