Weltweit befinden sich derzeit nur drei gentechnisch veränderte Pflanzen auf dem Markt, die mit neuen Verfahren wie CRISPR/Cas entwickelt wurden. Das zeigt der New GMOs Market Report der European Non-GMO Industry Association (ENGA) und des US-amerikanischen Non-GMO Project.
Überregulierung in der EU?
Befürworter:innen der vorgeschlagenen EU-weiten Deregulierung von Gentechnik-Pflanzen argumentieren häufig, dass die strengen EU-Gesetze den Erfolg der neuen Gentechnik (NGT) behindern. Doch auch in Ländern, in denen es kaum regulatorische Hürden gibt, kommt die Markteinführung nur schleppend voran.
Zu den neuen Gentechnikverfahren (new genomic techniques, NGT) zählen Technologien, die seit 2001 entwickelt wurden – darunter sogenannte Genomeditierungsmethoden wie TALENs, ODM oder CRISPR/Cas. Die meisten Entwickler:innen setzen dabei auf CRISPR/Cas.
Dem Bericht zufolge werden weltweit nur drei NGT-Pflanzen kommerziell angebaut – zwei in den USA und eine in Japan. Zwei CRISPR-Maissorten in den USA wurden gentechnisch so verändert, dass sie gegen bestimmte Insekten und ein Totalherbizid (Glufosinat, in der EU nicht zugelassen) resistent sind. Da sie „Fremd-DNA“ enthalten, würden sie nicht unter die in der EU geplante Deregulierung fallen.
In Japan wird eine CRISPR-Tomate vermarktet, deren erhöhter GABA-Gehalt blutdrucksenkend wirken soll. Ob sie unter die vorgeschlagenen Kriterien für „konventionell-ähnliche“ Gentechnik-Pflanzen fällt, ist unklar.
Zwei weitere Pflanzen, die schon einmal im Anbau waren, wurden mittlerweile wegen mangelnden Erfolgs wieder vom Markt genommen: ein herbizidtoleranter ODM-Raps der Firma Cibus und eine TALENs-Sojabohne mit verändertem Ölgehalt, entwickelt von Calyxt. Beide werden heute nicht mehr angebaut. Cibus hat Calyxt inzwischen übernommen – und sieht sich derzeit mit Ermittlungen mehrerer US-Kanzleien konfrontiert. Der Vorwurf: Investoren wurden durch überzogene Versprechen über die Leistungsfähigkeit der Technologie getäuscht.
Viel heiße Luft, wenig Substanz
Die EU-Kommission und andere Akteur:innen heben häufig die Potenziale der neuen Gentechnik hervor. Sie argumentieren, dass damit entwickelte Sorten schneller auf den Markt gebracht werden können als traditionell gezüchtete. Doch was ist konkret daraus geworden? Welche Produkte sind tatsächlich auf dem Markt? Welche befinden sich in der Entwicklung? Solche Informationen sind bislang spärlich, schwer zugänglich und oft kaum zu verifizieren.
Laut dem neuen Bericht sind weltweit 49 Pflanzen in der Entwicklung – die meisten davon in den USA und China. Doch wie viele davon werden es wirklich zur Marktreife schaffen? Viele der in den USA zugelassenen Pflanzen werden bislang nicht angebaut. In China wird aktuell keine einzige NGT-Pflanze kommerziell genutzt.
Versprochene Eigenschaften wie Trocken- oder Krankheitsresistenz spielen bisher kaum eine Rolle. Nur wenige Maissorten, eine Soja- und eine Weizensorte, sollen mithilfe der neuen Gentechnik solche Merkmale erhalten haben.
Hier geht’s zum New GMOs Market Report.
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