2012
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Januar - In Berlin beginnt das SOS-Jahr mit der Grünen Woche. Ist dort der Weltagrarbericht nun auch angekommen? Der wissenschaftliche Beirat des Landwirtschaftsministeriums lädt Benedikt Haerlin (Leiter von Save Our Seeds) ein, sein Gutachten zur „nachhaltigen Produktivitätssteigerung" im ICC zu kommen-
tieren. Neben viel „weiter wie bisher“ fordert der Beirat erstmals, aktiv den Fleischkonsum zu drosseln.
Am 23. Januar kommen 23.000 Menschen zur großen “Wir haben es satt“ Demonstration! Wir sind erleichtert und stolz, dass so viele Menschen im Schneeregen vor dem Kanzler-
amt stehen. Gemeinsam für eine faire, bäuer-
liche und ökologische Landwirtschaft. Am SOS-Stand, kommandiert von Katharina Wolfhard (Büromanagerin von SOS), fließt der Glühwein in Strömen und sorgt für Wärme.
Februar – Die traditionelle Tour der „Gentechnik Infodienst-Mädels“, Simone Knorr und Karin Ehrle-Horst auf der Biofach in Nürnberg ist ihr letzter gemein-
samer Auftritt. Im Frühjahr verlässt uns Simone nach 6 Jahren Pendelei zwischen Hamburg und Berlin. Die Infodienst-Leserschaft bereitet ihr eine virtuelle Abschiedsparty. Als Nachfolger stößt Daniel Hertwig zu uns.
April – Auf 80 „Bauer hält Hof“-Veranstaltungen luden in den letzten beiden Jahren Landwirte zur Diskussion über die EU Agrarpolitik auf ihren Hof ein. Am 17. April heißt es in Berlin „Bauer trifft Kiez“ in der Markthalle IX. Es wird über „Ackerboden im Ausverkauf“ in Brandenburg und Afrika diskutiert.
Frühlings-Teamklausur in der Uckermark - Unser Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der EU Agrarreform. Die Mitarbeit bei „Meine Landwirtschaft“ und „ARC2020“ macht uns 2012 zum zehn-köpfigen Team. Von links nach rechts: Volker Gehrmann, Daniel Hertwig, Regine Holloh, Kate Mann, Angelika Beck, Karin Ehrle-Horst, Katharina Wolfhard, Stephanie Roth (hinten/oben), Iris Kiefer, Simone Knorr (mit Buddha, dem Hund) Peter Martin, Benedikt Haerlin (unten).
Juni - Anlässlich der UN-Nachhaltigkeitskonferenz „Rio+20“ eröffnen wir mit der Stiftung Biovision des ehemaligen Weltagrarberichts-Präsidenten Hans Herren eine englische Version unserer Webseite weltagrarbericht.de. Angelika Beck bringt „globalagriculture.org“ ans Netz und die deutsche Version wieder auf den neusten Stand. Auf der Umweltwoche des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue diskutieren Hans Herren (Co-Präsident des Weltagrarberichts, Präsi-
dent des Millenium Institute und der Schweizer Stiftung Biovision) und Benedikt Haerlin (Leiter Save Our Seeds) über die Herausforderungen der Welternährung. Rio+20 bringt leider kein „globalgreening“ der Landwirtschaft.
August - Ein Jahr lang hat Peter Martin uns unterstützt: Artikel für die Webseiten recherchiert und geschrieben, Präsentationen entwickeln, den Versand am Laufen gehalten, Datenbanken gepflegt und Aktionen organisiert; er kann jetzt alles außer Kaffee kochen. Nach seinem Freiwilligen ökologischen Jahr studiert er nun in Heidelberg Philosophie. Bei SOS folgt auf Peter Paul, Paul Berschneider.
Ende August startet auf dem Marienplatz in München der deutsche Teil des „Good Food March“. 1200 Kilometer radeln Regine Holloh und Iris Kiefer (beide von der Kampagne Meine Landwirtschaft) mit einer wechselnden Schar von Aktivisten über Strasbourg, Luxemburg und Belgien nach Brüssel. Auch aus Österreich, Holland, und Frankreich starten „Märsche“. In 15 Ländern organi-
sieren wir 50 Veranstaltungen für eine gerechte, ökologischere, wohlschmeck-
ende Landwirtschaft ohne Gentechnik, aber mit jungen Bäuerinnen und Bauern.
September – Das Infodienst Team präsentiert das neue Internetportal
schule-und-gentechnik.de. Es bietet Schülern und Lehrern alternative Infor-
mationen zu dem was Ihnen Industrie und staatliche Stellen zum Thema Agro-
Gentechnik vorsetzen. Es wurde u.a. zusammen mit dem Bayerischen Lehrerverband entwickelt und von der Gregor Louisoder und der Gekko-Stiftung gefördert. Hauptautorin Anita Idel setzt sich seit Jahrzehnten mit der Gentechnik auseinander.
Zur 7. Europäischen Konferenz Gentechnik-
freier Regionen im Euro-
päischen Parlament treffen sich am 4./5. September in Brüssel über 200 Teil-
nehmerInnen aus 33 Ländern. Beim diesjähri-
gen „Familientreffen“ der Gentechnikkritik (eine der erfolgreichsten Bürger-
bewegungen Europas) stellt sich die Chefin der Europäischen Lebensmittel-
sicherheitsbehörde EFSA, Giselaine Lanelle, massiver Kritik an der Parteilichkeit ihrer Behörde. EU-Kommissar Dalli, bei der letzten Konferenz der Hauptredner, lässt sich entschuldigen. War er schon mit den Vorfällen beschäftigt, die kurz darauf zu seinem Rücktritt führten? Die zentrale politische Frage, wann die Mitgliedsstaaten dem Vorschlag des Europäischen Parlamentes für nationale Selbstbestimmung beim Gentechnikanbau folgen, bleibt leider unbeantwortet. Parallel zur Konferenz in Brüssel tagen in Erfurt Vertreter der gentechnikfreien Regionalregierungen, zu denen 2012 einige deutsche Bundesländer hinzu-
kamen, und in Wien wird die Initiative „gentechnikfreie Donausoja“ aus der Taufe hoben. In Videoschaltungen ist man sich einig: Die nächste Konferenz organi-
sieren wir gemeinsam.
Tief beeindruckt sind wir in Brüssel und während ihrer zweiwöchigen Vor-
tragstour (Berlin – Mainz – Hohenlohe – Kassel - Krakau –Bukarest – Madrid – Malaga – Zaragoza – Barcelona – Brüssel) von Sophia Gatica und Maria Godoy, zwei Müttern aus Ituza-
ingó in Argentinien. Monsantos Gentechnik-Soja hat ihr Leben verändert. Seit zehn Jahren kämpfen sie gegen Pestizid sprühende Flugzeuge, die ihre Kinder und Nachbarn krank machen. Volker Gehrmann (Projektleiter Bantam) and Angelika Beck (Projektleiterin Weiltagrarbericht) haben die erste Reise der beiden Frauen durch Europa organisiert. Ihre Botschaft: Die Gentechnik-Soja für Eure Schweine und Hühner macht uns krank.
Am 19. September endet der Good Food March vor dem Europäischen Parlament in Brüssel. Nach Wochen voller Aktionen, Diskussionen und Proteste kommen AktivistInnen aus 20 Ländern in Brüssel beim großen Finale zur Demonstration vor dem Parlament zusammen. Bei der anschließenden Konferenz im Europäischen Parlament hören die Mitglieder des Agrarausschusses die Forderungen der Zivilgesellschaft. Gut, fair und sauber muss das Essen sein, meint Slow Food Präsident Carlo Petrini. Für die Bauern geht es ums nackte Überleben, sagt ein Kleinbauer aus Rumänien. Für Vögel, Bienen und unsere Artenvielfalt ebenfalls, meinen die Vertreterinnen der Naturschutzverbände. Good Food – Good Farming sagen die jungen Bäuerinnen und Bauern und fordern dafür eine faire Chance. Sie haben über 1000 Bilder und Botschaften von EU- Bürgerinnen und Bürgern dabei zum Thema „Welche Agrarpolitik ich von Europa erwarte“. EU-Kommissar Ciolos ist von dem Buch mit diesen Botschaften so gerührt, dass er es auf der nächsten Ratssitzung an alle EU-Agrarminister verteilt.
Stephanie Roth (Campaignerin ARC2020) und Kate Mann (Öffentlichkeitsarbeit ARC 2020) haben diese GAP-Schnapp-
schüsse als riesige A1-Zeitung aufgearbeitet. Die Zeitung zeigt ein herz-erwärmendes, solida-
risches, buntes, junges und altes Europa, das gemeinsam für viel mehr kämpft als „nur“ die Gen-
technikfreiheit, mit der wir einmal angefangen haben. Es geht um Ernährungssouveränität und Demokratie in der EU und ums Überleben in der Krise – für die Landwirtschaft und die kulturelle und natürliche Vielfalt. Die Zeitung können Sie ab sofort bei uns bestellen.
November – Die Ernte ist eingebracht, Bauern gehen wieder zu Veranstaltungen. Benedikt Haerlin (Leiter Save Our Seeds) tourt zwischen Linz, Kiel, Bodensee, Westerwald, Schwaben und Luxembourg und spricht über den Weltagrarbericht, die EU-Agrarreform und die Verteidigung des Saatgutes gegen Gentechnik, Patente und Konzerne. Derweil bereiten wir die nächste Demo in Berlin vor sowie die nächste Aktion „Auf einen Tee beim MEP“, mit der wir EU-Abgeordnete ansprechen. Außerdem arbeiten wir an einer Überarbeitung der Broschüre zum Weltagrar-
bericht, der nächsten Gentechnik-Konferenz und der neuen Bantam-Garten-
saison.